Müllermeisterkurs 2021/2022
Erfolgreicher Abschluss des 32. Müllermeisterkurses
Auch dieses Jahr stellte uns die pandemische Lage vor besondere Herausforderungen. Glücklicherweise konnte der Unterricht komplett in Präsenz stattfinden, so dass die Teilnehmer*innen im Februar gut vorbereitet in die Meisterprüfung gingen.
Anfang September starteten die 19 Teilnehmer*innen des Meisterkurses voller Energie in den Meisterkurs. Erfreulich war, dass, im Gegensatz zum letzten Kurs, auch die externen Referenten wieder live vor Ort unterrichten konnten. Ein Teil der Exkursionen konnte ebenfalls wieder stattfinden. Rund ein Drittel Teilnehmer*innen kam aus der Schweiz und aus Österreich. Dies zeigt, dass der Kurs nicht nur in Deutschland, sondern auch international angesehen ist. Ein wichtiger Baustein dabei ist der hohe Anteil an Praxisunterricht und die Projektarbeit.
Der Zeitplan war wie immer eng getaktet. Neben den rund 50 Unterrichtsstunden pro Woche musste noch gelernt und die Projektarbeit für die Meisterprüfung vorbereitet werden. Nach den Prüfungen in Berufs- und Arbeitspädagogik (Teil IV) sowie im betriebswirtschaftlichen, kaufmännischen und rechtlichen Bereich (Teil III) im Dezember und Januar begann die heiße Phase im fachlichen Teil, insbesondere die Vorbereitung der Projektarbeit. Diese umfasst neben der Realisierung einer Produktidee von der Auswahl der Rohstoffe bis zur Herstellung auch betriebswirtschaftliche Aspekte wie Kalkulation und Marketing.
Die Ideen der Teilnehmer*innen wurden im Rahmen des Unterrichts weiterentwickelt und die Produktqualität sowie die Herstellung in den entsprechenden Vorversuchen optimiert. Dabei wurden im klassischen Nahrungsbereich Mehle mit besonderen Eigenschaften bzw. Verwendungszwecken hergestellt. Daniela Haindl aus Österreich brach mit ihrem hellen Roggenmehl für Feingebäcke eine Lanze für den oft unterschätzten Roggen. Der Gugelhupf aus Roggenmehl stand der klassischen Variante aus Weizenmehl in Nichts nach. Um eine wirtschaftliche Vermahlung sicherzustellen, wurde daneben ein dunkleres Roggenmehl für Roggenbrote ermahlen.
Bild 1: Guglhupf aus Roggenmehl
Viele der Projektarbeiten setzten sich mit den aktuellen Trends in der Ernährung auseinander. Insbesondere im Bereich Food spezial gab es einige innovative Projekte.
So griff Luke Holzer mit seinen Burger Patties aus extrudiertem Sojaprotein, Sonnenblumen und Mais sowie Hafer- und Dinkelflocken den Trend der veganen Ernährung auf. Die fertigen Burger Patties überzeugten in Aussehen und Geschmack.
Bild 2: Burger Mix
Bild 3: Burger Patty
Eine ganz andere Richtung schlug Julia Wiesneth mit ihrem Proteinmüsli ein. Manche schüttelt es bei der Vorstellung Mehlwürmer zu essen, andere sehen es als Baustein einer nachhaltigen Ernährung. Als erstes Insekt wurde dem gelben Mehlwurm die Ehre zu Teil, als neuartiges Lebensmittel in der EU zugelassen zu werden. Seit Mai 2021 darf die getrocknete Larve des Mehlkäfers Tenebrio molitor als Zutat in Lebensmitteln eingesetzt werden. Um den Ekelfaktor zu minimieren, extrudierte Frau Wiesneth die getrockneten Mehlwürmer zusammen mit Haferschrot, Maisgrieß und weiteren geschmacksgebenden Zutaten. Das eiweißreiche Extrudat wurde zusammen mit Haferflocken, Mandeltrester, Sonnenblumenkernen und Gojibeeren zu einem ansprechenden Müsli gemischt.
Bild 4: Proteinmüsli
Im Tierfutterbereich wurde neben dem klassischen Alleinfutter für Schweine, Ergänzungsfutter für Rinder, Geflügel und Pferde hergestellt. Die Herausforderung liegt hier neben der Herstellung qualitativ hochwertiger Pellets insbesondere in der bedarfsgerechten Rohstoffauswahl. Dabei müssen neben dem Nährstoffbedarf der Tiere die speziellen Kundenanforderungen wie Non-GMO, Rohstoffverfügbarkeit, Kosten und Verarbeitungseigenschaften berücksichtigt werden.
Petfood bietet im Spezialfutterbereich eine breite Spielwiese. Oft spiegeln sich Trends bei der menschlichen Ernährung zeitversetzt im Haustierfutter wieder. Inzwischen ist Übergewicht nicht nur beim Menschen, sondern auch bei den Haustieren ein Problem. Ein Beispiel aus den diesjährigen Projektarbeiten ist „Canis Vitalis“ entwickelt von Torsten Sierth. Das Hundefutter ist ein Diätfuttermittel für Hunde, das zur Gewichtsreduktion führen soll. Dabei legte er Wert auf pflanzliche, glutenfreie Rohstoffe, die dem Trend der Hundehalter zu fleischlosen und glutenfreien Produkten Rechnung trug. Er verwendete dazu proteinreiche Zutaten wie Linsen, Erbsen und Bohnen. Um die Extrudierbarkeit zu erhöhen, setzte er Reismehl ein. Gerade bei einem hohen Proteinanteil ist die Einstellung des Extruders nicht einfach.
Überreichung der Schulzeugnisse
Am 25. Februar war dann die letzte Prüfung geschafft. Leider war erneut coronabedingt ein gemütliches Beisammensein bei der Übergabe der Schulzeugnisse nicht möglich. Der Schulleiter, Dr. Andreas Baitinger, begrüßte die angehenden Müllermeister*innen in der Schulaula und lobte deren Flexibilität und Leistungsbereitschaft. Er schilderte anschaulich die Möglichkeiten, die sich mit einer fundierten und breitgefächerten Meisterausbildung bieten. Müllermeister*innen sind im deutschsprachigen Raum aber auch international begehrte Arbeitnehmer. Der Geschäftsführer des Baden-Württembergischen Müllerbundes und Vorsitzender der Prüfungskommission Frank Sautter gratulierte den Teilnehmenden anschließend zu den erbrachten Leistungen und hob die Bedeutung der Meisterausbildung für die Mühlen- und Getreidewirtschaft hervor.
Die beiden besten Kursteilnehmer waren Marlon Müller und Dennis Berger. Sie erhielten neben den Schulzeugnissen auch Buchpreise. Der Meisterbrief wird in einer separaten Feier der Handwerkskammer Region Stuttgart im Oktober übergeben.
Das Lehrerkollegium und die Prüfungskommission gratulieren den Kursteilnehmenden zu ihrer Leistung und wünschen den neuen Müllermeister*innen viel Erfolg für die weiteren beruflichen Stationen.
Bild 5: Die angehenden Müllermeister*innen 2022 mit ihren Lehrern (L) vor dem Eingang der Schule.
Müller Gruppenbild
Ausblick
12 Teilnehmer*innen sind seit März an der SMS zur Erlangung des Diploms "Müllereitechniker SMS". Fünf davon aus dem Meisterkurs 2020/21, da 2021 der deutschsprachige Kurs pandemiebedingt ausfiel. Seit diesem Jahr gibt es auch die Kooperation mit der Schweizer Futtermittelschule SFT. Die Teilnehmer*innen können sich, genau wie bei der SMS in den deutschsprachigen Kursteil einschreiben und sparen sich den mehrmonatigen Vorbereitungskurs. Diese Erweiterung im Portfolio bietet insbesondere den Teilnehmer*innen aus der Futtermittelindustrie eine interessante Perspektive.
Der Meisterkurs 2022/23 startet am 05. September 2022 an der Gewerblichen Schule Im Hoppenlauschule mit Technischer Oberschule. Es sind noch wenige freie Plätze vorhanden. Interessent*innen für diesen bzw. die nachfolgenden Kurse finden weitere Informationen bzw. Anmeldeformulare auf den jeweiligen Homepages der Schulen.
Weitere Informationen/Anmeldung:
GSIH mit TO Stuttgart
- Sekretariat: Tel. +49-711-216-570-13, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!;
- Informationen und Anmeldung unter www.meisterschule-mueller.de
SMS in St. Gallen (Schweiz)
- Sekretariat: Tel.: +41-71-955-3677, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
- Kursanmeldung: http://www.sms-sg.ch/kursanmeldung.html
SFT in Uzwil (Schweiz)
- Sekretariat: Tel.: +41-71-955-3900, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
- Kursanmeldung: http://www.sft-uzwil.ch/anmeldung
Petra Sträter
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